Seit ich auf einem Spaziergang ein Hinweisschild auf die alte Kohlstraße fand, wusste ich, dass die Westerwälder Köhler in einem meiner Bücher einen Platz finden würden.
Die großen Waldflächen und Berghänge, die mit vielen kleinen Bachläufen durchzogen sind, boten optimale Arbeitsbedingungen für die Köhler. Bis zur Einführung der Braunkohle war Holzkohle der Treibstoff, der die wachsende Eisenindustrie sowohl im Westerwald als auch im Siegerland in Gang hielt. Doch wie wurde Holzkohle früher hergestellt?
Diese Frage trieb mich um, als mein Mann auf das Meilerfest in Müschenbach stieß, einem kleinen Ort nicht weit von uns. Vollkommen fasziniert lasen wir, dass dort ein Kohlenmeiler aufgebaut werden sollte, eingerahmt in ein Volksfest. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Natürlich besuchten wir das Fest, und zwar nicht nur einmal.

Was hier wie ein qualmender Erdhaufen aussieht, ist ein ausgeklügeltes Konstrukt aus aufrechten Holzscheiten, die in zwei übereinanderliegenden Ringen um eine Öffnung geschichtet und dann mit Grassoden, Erde und Sand abgedeckt werden. In die Öffnung wird Glut eingefüllt. Ziel ist es, dass das Holz im Inneren durchglüht, ohne zu verbrennen – ein schwieriges Unterfangen, denn es kann alles Erdenkliche schiefgehen.
Die größte Gefahr geht vom Wind aus, der die Deckschicht aufreißen und damit zu einem unkontrollierten Brand führen kann. Auch Verpuffungen sind möglich, wodurch Teile des Meilers einstürzen können. Der Köhler muss ständig wachsam sein, entstehende Lücken augenblicklich mit frischer Erde schließen und Brände sofort löschen.
Wie man auf dem Bild sieht, ist die Temperatur auf dem Meiler erstaunlich gering – zwischen 30 und 40 Grad Celsius – sodass er mit normalem, festem Schuhwerk begehbar ist. Die Sicht ist aufgrund des Rauches allerdings sehr eingeschränkt, weswegen ein Köhler schlecht allein arbeiten kann. Während ich den Köhler mit allen möglichen Fragen löcherte, drehte der Wind und wir standen plötzlich mitten im Qualm. Der Köhler redete ganz normal weiter. Ich hingegen hustete nur noch, mir tränten die Augen wie verrückt und ich hätte keinen Krächzer mehr herausgebracht. So habe ich aus erster Hand erfahren, wie anders der Rauch riecht. Er ist viel würziger als der Rauch eines einfachen Feuers, irgendwie lebendiger.
Es dauert über eine Woche, bis das Holz im Meiler zu Kohle geworden ist. Dann wird ‚geerntet‘. Mit Schaufeln und Harken wird die Kohle in Bahnen um den Meiler gezogen, wobei jedes Glutnest mit einem feuchten Schwamm ausgedrückt wird, um die Kohle nicht nass zu machen. Auch hier gab es überraschende sensorische Eindrücke: die Kohle klingt wie zerbrochenes Porzellan, während der Geruch jetzt mehr an einen alten, muffigen Kamin erinnert.
Leider konnte ich von diesen vielfältigen Eindrücken nur ganz wenige in meinem Buch verarbeiten. Auch hier habe ich die Vorgänge nur grob umrissen. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich ja noch eine andere Gelegenheit, mein erworbenes Wissen zu verwerten. Es war auf jeden Fall ein tolles Erlebnis!
Ever since I found a sign pointing to the old coal road on a walk, I knew that the Westerwald charcoal burners would find a place in one of my books.
The large forest areas and mountain slopes, interspersed with many small streams, offered perfect working conditions for the charcoal burners. Until the introduction of lignite, charcoal was the fuel that kept the growing iron industry going in both the Westerwald and the Siegerland. But how was charcoal made in the past?
I was mulling this question over when my husband discovered the ‚Meilerfest‘ in Müschenbach, a village not far from us. Completely fascinated, we read that a charcoal pile was to be set up there, accompanied by a folk festival. I could hardly believe my luck. Of course we visited the festival, and not just once.

What looks like a smoking pile of earth is in truth an ingenious construction of upright logs stacked in two overlapping rings around an opening and then covered with gras sods, earth and sand. Embers are poured into the opening to make the wood inside smoulder without burning – a difficult undertaking, because just about anything can go wrong.
The greatest danger is the wind, which can rip open the top layer, leading to an uncontrolled fire. Deflagrations are also possible, which can cause parts of the pile to collapse. The charcoal burner must be constantly alert, immediately close any gaps with earth and extinguish flames as soon as they flare up.
As you can see from the picture, the temperature on the pile is surprisingly low – between 30 and 40 degrees Celsius – so you can walk on it with normal, sturdy footwear. However, the visibility is very limited due to the smoke, which is why a charcoal burner needs a helper. While I was asking the charcoal burner all kinds of questions, the wind shifted and we were suddenly surrounded by smoke. The charcoal burner continued to talk normally. I, on the other hand, coughed wildly, my eyes watered like crazy, and I couldn’t have uttered a single croak. I experienced firsthand how different the smoke smells. It is much spicier than the smoke of a simple fire, somehow more alive.

It takes over a week for the wood to turn into coal. Then it is ‚harvested‘. With shovels and rakes, the coal is pulled in lanes around the pile. Remaining embers are squeezed out with a damp sponge to avoid getting the coal soaked. Here, too, there were surprising sensory impressions: the coal sounds like broken porcelain, while the smell now reminded me of an old, musty fireplace.
Unfortunately, I could use only a few of these impressions in my book. This article is also no more than a rough outline. But who knows, maybe there will be another opportunity for all the knowledge I have accumulated. In any case, it was a great experience!
