5. Platz beim Lotto Kunstpreis 2022

Das Thema des diesjährigen Lotto Kunstpreises von Rheinland-Pfalz lautete „Hoffnung“, was in diesen krisengebeutelten Zeiten ein starkes Zeichen setzt. Die Ausschreibung gab es bereits Mitte des Jahres und ich hatte zwischenzeitlich schon vergessen, dass ich überhaupt teilgenommen hatte. Doch dann trudelte eine E-Mail ein, dass mein Beitrag es in die Anthologie geschafft hatte. Freude und Spannung steigerten sich ins Unermessliche, denn ob ich auch unter die begehrten Top Ten gekommen war, wusste ich nicht.

Das Auswahlverfahren der sechsköpfigen Jury ist anonym, was ich an diesem Preis sehr schätze. Ähnlich wie bei The Voice muss allein der Text überzeugen, denn die Jurymitglieder kennen die Verfasser nicht. In meinem Fall war es ein Sonett, denn ich war noch so im Schwung von meinem Roman Ein Sonett für die Müllerin. Die Gedanken, die ich in dem Gedicht verarbeitet habe, begleiteten mich schon eine ganze Weile und sie in diese kompakte Form zu bringen, reizte mich. Offensichtlich kam es bei der Jury gut an, denn ich durfte mich über den 5. Platz freuen – gemeinsam mit fünf anderen Autoren. Ja, wir bekamen alle den 5. Platz! Auch das finde ich eine großartige Einrichtung, die viel Wertschätzung ausdrückt. Und hier ist nun mein Beitrag:

Foto (c) Annette Spratte, Baumsterben im Westerwald, 2020 – inzwischen wurden an dieser Stelle neue Bäume gepflanzt

Sonett der Hoffnung

Mein Herz in mir ist fassungslos erstarrt.
Der Blick verfängt sich tief in Weltenwunden,
Wälder, Meere, Seelen sind zerschunden,
Weil wir so sehr in unsere Macht vernarrt.

Das MEIN, das ICH, des Stärkeren hohes Recht,
Es brüllt das Weinen und das Leiden nieder,
Verschließt vor Krieg und Armut seine Lider.
Was es nicht sieht, ist nicht real, nicht echt.

Wirklich ist nur, was wir ins Leben reden.
Bleibt alle raus aus unserem Garten Eden,
Für Fremde haben wir hier keinen Platz!
Mein Herz, tau auf, stemm dich mit starkem Schlagen
Voll Hoffnung gegen den Strom, du musst es wagen,
Denn Menschlichkeit ist unser größter Schatz.


photo credit: Frank Spratte


Blumenstrauß und Urkunde überreichten Kulturministerin Katharina Binz und Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner. Für mich war damit die Aufregung vorbei und ich konnte mich entspannt zurücklehnen und den restlichen Abend genießen, der später bei einem leckeren Essen in interessanter Runde ausklang.

Hinterlasse einen Kommentar

Entdecke mehr von Annette Spratte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen