Im Juni 2019 machte ich einen Spaziergang, der mich verzauberte. Es war warm, auf den Wiesen blühten die Gräser und die Abendsonne tauchte alles in ein magisches, warmes Licht. Der Duft der nahenden Kühle der Nacht ließ mich tief durchatmen – eine Stimmung, die ich sofort wieder spüren kann, sobald ich die Augen schließe und mich erinnere.
Ein Jahr später wurde diese Erinnerung auf Instagram wieder geweckt, wo man jede Menge Inspiration durch die verschiedensten Challenges bekommt. In diesem Falle hieß die Challenge ‚Sommertanz‘. Sofort hatte ich die Bilder dieses magischen Abends wieder vor Augen und da ich durch meinen Roman Ein Sonett für die Müllerin gerade sowieso im Sonett-Fieber war, konnte ich gar nicht anders, als mit einem Sonett an der Challenge teilzunehmen.



Zum einfacheren Lesen hier nochmal das ganze Gedicht am Stück:
Sommertanz
Wenn feine Gräser sich im Windhauch wiegen
Und schwirrt die Luft von wildem Mückentanz
Auf jedem Halm gespiegelt warmer Glanz
Die letzten Strahlen scheinen sich zu biegen.
Dann taucht die Sonne hinter Waldesrand
Und aus der Wiese steiget kühler Dunst
Die Nebelgeister ringen um die Gunst
Zu reichen für den Tanz Dir ihre Hand.
Die Dämmrung kommt und will aus Schatten weben
Den Teppich, um mit Tau sie zu beleben
Der Tänzer Füße zart im Mondenschein.
Sie kommen aus dem Wald auf leisen Sohlen
Der Sommerreigen hat sich anempfohlen
Unwiderstehlich fährt er Dir ins Bein.
(c) Annette Spratte 2021
Mit diesem Sonett war auch die Idee zum Kurzroman Marcels Sommernachtstraum geboren, der letzten Monat erschienen ist. Einige Rezensionen zergehen einem förmlich auf der Zunge: „In dieser kurzen Geschichte muss man oft lächeln, grinsen, sich freuen und kommt doch zum Nachdenken, zum Hinterfragen und es beschäftigt die Gedanken noch nach dem Lesen. Dieses Buch ist ein Schokoladentäfelchen – eine Versuchung, ein Genuss, eine Leckerei und ich bräuchte eine ganze Tüte davon.“ (Annislesewelt auf Lovelybooks)
Vor einigen Tagen machte ich wieder einen Abendspaziergang – und suchte den Waldrand nach Faunen ab, denn die Stimmung war wieder ähnlich magisch. Ich bin mir sicher, eines Tages werden sie mir begegnen!