Die letzte Nekromantin – Rezension

Das Ministerium der Kuriositäten – so lautet der Titel der Reihe, die mit diesem Buch eingeläutet wird. Wer Dark Fantasy in einem historischen Setting mit einem Spritzer Romantik mag, ist hier sehr gut aufgehoben.

Die letzte Nekromantin ist nicht das erste Buch, das ich von dieser Autorin gelesen habe – zu Beginn der Pandemie habe ich zehn Bände ihrer Glass & Steele Reihe am Stück durchgesuchtet – aber es ist das erste Buch, das ich übersetzen durfte. Was soll ich sagen? Ich war deutlich früher fertig, als ich geplant hatte, denn die Story ist so spannend, dass ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht, und entsprechend nicht aufhören konnte zu arbeiten. Wenn das keine Motivationshilfe ist!

Es geht um Charlie, ein junges Mädchen, das nach dem Tod der Mutter vom Vater vertrieben wurde und sich seither als Junge getarnt in den Armenvierteln Londons Ende des 19. Jahrhunderts durchschlägt. Sie besitzt eine merkwürdige Fähigkeit: Sie kann Geister sehen und Tote beschwören. Das bringt ihr die Aufmerksamkeit fragwürdiger Gestalten ein und ein Mann schafft es, sie zu fangen: Lincoln Fitzroy. Er ist der Kopf einer Geheimorganisation, die einem Wahnsinnigen auf der Spur ist, und Charlie soll ihm helfen. Doch die Erfahrung hat sie gelehrt, dass sie niemandem trauen kann.

Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Charlie, misstrauisch und eigensinnig, die sich mit Händen und Füßen gegen alles wehrt, was an sie herangetragen wird. Lincoln, geheimnisvoll und eiskalt, der zielstrebig seine Pläne verfolgt, Charlie gegenüber aber untypisch beschützend auftritt. Und dazu eine Handvoll bunter Nebendarsteller vom trotteligen Gus bis zur feinen Lady Harcourt, die die Handlung nicht nur abwechslungsreich, sondern auch ausgewogen machen.

Das Erzähltempo ist flott, die Spannung steigt zum Ende hin immer mehr an und wartet mit einer wirklich starken Wendung auf, bei der ich innerlich gejubelt habe und völlig von den Socken war. Geniale Idee und ich werde sie auf gar keinen Fall spoilern!

Bevor ich diesen Auftrag annahm (ich darf die ganze Reihe übersetzen) habe ich intensiv überlegt, ob ich mich mit diesem Thema befassen will. Herumspazierende Leichen sind jetzt eher nicht so meins und doch ließ mich die Geschichte nicht los, denn eins wusste ich: C.J. Archers Schreibstil ist genau mein Ding. Sie beherrscht Spannung, sie beherrscht Charakterentwicklung, und zwar über den gesamten Rahmen der Reihe, nicht nur im einzelnen Band, und sie beherrscht das Spiel mit dem Übernatürlichen, das ganz selbstverständlich in das Alltagsleben der Figuren eingewoben wird. Und da hatte ich Bock drauf. Ich habe mich also rückversichert, dass es nicht zu gruselig oder ekelig wird, und mich mit Freude ans Werk gemacht.

Einen gewissen Hang zum Düsteren sollte man schon haben, um dieses Buch zu genießen, aber die Beschreibungen sind absolut nicht darauf angelegt, Ekel zu erregen oder den Leser zu schocken. Ein wohliger Schauer darf sein; vor mehr muss man sich nicht fürchten.

Das Buch erscheint am 18. Januar 2022 und kann bereits vorbestellt werden. Ich habe es hier für euch verlinkt. Absolute Leseempfehlung von mir! Allerdings muss ich euch auch warnen: Diese Bücher machen süchtig und man muss jeweils ein halbes Jahr warten, bis das Nächste herauskommt. Es sei denn, man kann auf Englisch lesen, da ist die Reihe komplett.

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