Die Zwerge – Rezension

Vorab muss ich gestehen, dass ich mir dieses Buch von Markus Heitz sicherlich nicht gekauft hätte. Ich bekam es von meinem Sohn zu Weihnachten geschenkt, dem seine Freunde es wärmstens empfohlen hatten.
Schon die ersten hundert Seiten fand ich äußerst gewöhnungsbedürftig. Es gab im Wesentlichen wildes Gemetzel, das mit großer Hingabe beschrieben wurde. Sämtliche Figuren, die man im Laufe der irritierend hin und her springenden Erzählstränge kennenlernte, wurden binnen kürzester Zeit auf brutalste Weise ermordet. Rühmliche Ausnahme bildete der Zwerg Tungdil, der aus unbekannten Gründen bei Menschen aufgewachsen war und noch nie einen anderen Zwerg gesehen hatte. Am Ende des Buches lebte er erstaunlicherweise noch und ich wusste immer noch nicht, wie es zu diesem Umstand gekommen war. Das ist vermutlich der Stoff für die Folgebände, die ich nicht lesen werde.

Es spricht für das Buch, dass die Story zumindest so interessant aufgebaut war, dass ich wissen wollte, wie es weitergeht. Also überblätterte ich ziemlich viele Seiten, in denen nur weiter gemetzelt wurde, grünes Orkblut floss und Gliedmaßen durch die Gegend flogen, bis sich das Drama endlich wandelte und es einen Quest gab. Die bunt zusammengewürfelte Truppe von Charakteren, die sich gemeinsam mit Tungdil auf die Reise machten, um die Feuerklinge zu schmieden, blieb endlich mal am Leben und sorgte auch für etwas Heiterkeit, auch wenn die einzelnen Charaktere sehr platt wirkten und eigentlich jeweils nur eine Eigenschaft besaßen. Das empfand ich als wenig einfallsreich, aber es diente dem Vorankommen der Geschichte, die auf den letzten zweihundert Seiten doch tatsächlich noch recht spannend wurde, auch wenn sämtliche Probleme, die sich der Gruppe stellten, auf wundersame Weise sofort gelöst wurden.

Markus Heitz mit Tolkien zu vergleichen, finde ich sehr, sehr weit hergeholt. Vielmehr drängt sich mir der Eindruck auf, dass hier jemand versucht hat, aus dem Erfolg des Herrn der Ringe Profit zu schlagen, indem er sich der gleichen Völker bedient. Das Konzept scheint aufzugehen, denn die Zwerge haben es in die Spiegelbestsellerliste geschafft, was für mich persönlich nicht nachvollziehbar ist. Sprachlich ist das Buch mittelmäßig, die Namen mussten wie bei Tolkien mit Bindestrichen und Accents versehen werden, wobei sie nachgemacht und willkürlich klangen, und die enthaltenen Logikfehler lassen mich stark an der Kompetenz des Lektors zweifeln, der dieses Werk bearbeitet hat. Wenn jemand seinen Rucksack abstellt und dann auf Erkundungstour geht, kann er nicht plötzlich den Rucksack wieder dabei haben. Nur so als Beispiel.

Es fehlte an so vielen Stellen. Es fehlte die Liebe zur Sprache, die man bei Tolkien findet. Es fehlte die Liebe zum Detail und zu den einzelnen Charakteren, die durchaus mehr Aufmerksamkeit bei der Ausarbeitung hätten vertragen können. Was nicht fehlte, war die Liebe für Kämpfe und Schlachten sowie ein etwas derber Humor. Wer das mag, wird dieses Buch lieben.

Fazit: Es ging mir, wie es mir schon so oft mit Fantasy-Romanen ging: Netter Versuch. Ich bleibe bei Tolkien.

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